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Knopfauge sei wachsam


Mäusebussard
Da sitze ich nun und warte, lauere. Die Sonne scheint - aber in meinem Beobachtungszelt ist es abgedunkelt und die Kälte vom Wasser zieht mir in die Knochen. Immer befürchte ich einen Krampf in den Zehen, je kälter die Füße werden. Draußen tut sich scheinbar nichts. Hin und wieder bläst mir eine kalte Brise durch den Beoachtungsspalt ins Gesicht, kräuselt das Wasser des Fischteiches. Hat sich da nicht was bewegt? Ins Undurchdringliche huscht das Rotkehlchen, vor die Linse will es nicht. Langeweile. Mein Bauchgefühl, heute bekommst du das tollste Bild, war wohl wieder mal nichts. Stunden sitze ich, scheinbar umsonst, genieße aber die Stille, kaum ein Vogel zu hören, oder? Nein, ein Hubschrauber dröhnt in der Ferne über dem Dorf oder an der Autobahn, dreht seine Runden, scheucht dafür aber einige Elstern in den nahe stehenden Bäumen auf. Da, ein Bussard kreischt ein langgezogenes „hiijääh“, nutzt die Thermik und zieht seine Kreise über den abgeernteten Feldern. Wo setzt er sich jetzt wohl nieder, frage ich mich. Vor ein paar Wochen hatte der Bauer die knorrige, alte, tote Eiche, auf die er sich häufig setzte, komplett niedergemacht - ich werde mir einen anderen Platz für seine Beobachtung suchen müssen. Gedanken, die mir die Zeit vertreiben. 

Was macht man sonst noch so, wenn beim Warten auf den Vogel seiner Begierde nichts passiert? Ich schalte das Handy ein, gucke auf die Uhr - wieder 'ne Stunde rum. Eigentlich ist der Eisvogel auf seinen Rundflügen ziemlich verlässlich. Jedenfalls war das Pärchen im Sommer zumindest so pünktlich wie die Bahn, sie machten fast stündlich ihre Runden. Als sie Junge zu versorgen hatten, war es sogar noch öfter. Man konnte sich sicher sein, dass man mindestens einen der Vögel sah und oft war er dann auch so neugierig, wollte wissen was für ein komisches Gehäuse da im Busch aufgestellt war. Ja manchmal hatte ich den Eindruck, der Vogel fühlte sich wohl beim Verdauen oder Ausruhen vor meiner Linse. Jetzt aber, im Winter, im November hatte ich das letzte Bild vom Weibchen geschossen. 
Eisvogel Männchen
Eisvogel Weibchen
Eisvogel Weibchen
Eisvogel Weibchen


Seither habe ich sie nur vorbeifliegen sehen. Ab Februar, so steht es geschrieben, sollte die Balz beginnen, d.h. es müsste von irgendwoher ein Männchen vorbeikommen. Darauf hatte ich auch heute gehofft. Aber nichts da – wahrscheinlich sind die Eisvögel ausgeflogen, im Süden, auf Hochzeitsreise oder doch Vogelgrippe?

Ich blinzele zum Ast, richte die Kamera wieder mal ein - da hat sich doch was bewegt! Aus den Augenwinkeln habe ich was gesehen - schaue ich da nicht in zwei kleine Äuglein? Husch ist es weg - warten, da..., Kamera in die Richtung, egal sind mir die vielen kleinen Zweige im Wege, den Auslöser halb gedrückt, scharf gestellt und durchgedrückt, der Verschluss rattert wie ein Maschinengewehr! Eine, nein zwei klitzekleine Haselmäuse stibitzen das Vogelfutter, das ich oft vor dem Ansitzen, sozusagen als Dank wegen meiner Störung, für die anderen Vögel verstreue. 


Ach, sollen sie es ruhig genießen, schließlich sind sie oder ihre Verwandten ja bald Futter für den Mäusebussard. Nur könnten sie etwas mehr posieren und nicht ständig im dunklen Dickicht verschwinden. Aber die beiden sind so gierig auf das Futter und doch vorsichtig, können es nicht abwarten, bis ich verschwunden bin. 
Die Kälte habe ich in diesen Momenten nicht gespürt, wenn auch nicht die gewünschten Bilder im Kasten sind, bekomme ich auch Hunger und packe meine Sachen. Hoffnung auf mehr Erfolg an einem anderen Tag. Wie heißt es so schön, Tierfotografie bedeutet: Tage, Stunden leiden und warten für wenige Sekunden Glück.

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